Die deutsche Sprache gehört zu einer Minderheit in Bezug auf ihre grammatikalische Genuszuweisung. Tatsächlich besitzen nur etwa 25% aller bekannten Sprachen überhaupt ein Genussystem. Diese unterteilen sich dann noch in Gruppen mit einem binären Genussystem (maskulin / feminin) wie viele romanische Sprachen, dreigliedrige Gruppen wie die deutsche Sprache oder Gruppen mit mehreren Geschlechterrollen, wobei man hier häufig auch von Nominalklassen spricht. Wie diese Nominalklassen funktionieren, erkläre ich ausführlich demnächst in einem anderen Blogeintrag.


Wir haben in der deutschen Sprache drei Geschlechter: maskulin, feminin, neutrum. Und hier beginnt schon die Ausnahmestellung der deutschen Sprache. Nicht nur, dass das dreigliedrige System an sich schon eine Minderheitenrolle einnimmt, das grammatikalische Geschlecht der deutschen Sprache weicht auch noch in vielen Bereichen vom natürlichen Geschlecht ab. Wir sagen zum Beispiel “die Wiese” aber “das Gras”.

Eine weitere Besonderheit der deutschen Sprache ist die doppelte Geschlechterrolle, die einige Nomen annehmen können: Die meisten unserer Nomen, rund 99%, besitzen genau ein grammatikalisches Geschlecht. Allerdings können etwas weniger als 1,3 % mit zwei grammatikalischen Geschlechtern gebildet werden, und 0,02% der deutschen Nomen können sogar alle drei grammatikalische Geschlechter annehmen. Weniger als 0,1% der deutschen Nomen besitzen gar kein grammatikalisches Geschlecht. (Quelle: duden.de) Die Nomen, die nur ein grammatikalisches Geschlecht besitzen, sind zu etwa 46% feminin, 34% maskulin und 20% neutrum. Übrigens, In einer eigenen, nicht-repräsentativen Umfrage zum Thema Geschlechterrollen hat der Begriff “Prospekt”, der laut Duden sowohl maskulin als auch neutrum genutzt werden kann, eine Sonderrolle eingenommen. Er war der einzige Begriff, bei dem die Ergebnisse eine nahezu ausgeglichene Verteilung ergeben haben (50,3% für “das Prospekt”, 49,7% für “der Prospekt”).

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