Gerade erst wurde wieder das Jugendwort des Jahres gekührt. Der Gewinner für 2021 ist “cringe”. Dabei wird etwas beschrieben, das zu Fremdscham oder peinlichen Gefühlen geführt hat. Seit 2020 dürfen auch tatsächlich Jugendliche darüber abstimmen, was das Jugendwort des Jahres werden soll. Davor hat eine Jury aus erwachsenen Personen das jeweilige Gewinnerwort gekührt, was häufig Anlass für Diskussionen gewesen ist, wie ein alter von mir verfasster Artikel aus dem Jahr 2017 zeigt:
Der Ausdruck “I bims” wurde aktuell von einer Jury zum deutschen Jugendwort 2017 gekürt. Natürlich muss ich mir darüber meine Gedanken machen. Um es vorweg zu nehmen, ich bin mit der Entscheidung nicht glücklich. Meiner Meinung nach hätte es eine Vielzahl von Wörtern gegeben, die in diesem Jahr sinnvoller genutzt worden sind.
Zum Einen ist der Begriff “I Bims” in erster Linie ein Phänomen, das im Internet seinen Bekanntheitsgrad entwickelt hat. Es hat sich als humoristische Überspitzung von Rechtschreibfehlern in Meldungen in sozialen Netzwerken entwickelt und wird in diesem Zusammenhang in verschiedensten Varianten genutzt. Es ist so gesehen eine populäre Interneterscheinung, und genau da gehört es meiner Meinung nach auch hin. Das Jugendwort des Jahres sollte jedoch einen Gesamteindruck der Jugendsprache vermitteln und sich nicht nur auf den Onlinebereich, der sicherlich stark an Bedeutung gewonnen hat, beschränken.
Mein zweiter Gedanke bezieht sich auf die Richtigkeit des Wortes. Der “Erfinder” hat, wie schon oben erwähnt, eine Sammlung von häufig falsch geschriebenen Wörtern in verschiedene Sprüche eingebaut und so eine humoristische Sammlung solcher Sprüche kreiert. Man kann natürlich argumentieren, dass in der Sprachwissenschaft die Begriffe “richtig” und “falsch” durch den ständigen Sprachwandel nur bedingt sinnvoll eingesetzt werden können. Natürlich verändert sich unsere Sprache. Bei dem Begriff “I Bims” sehe ich allerdings nicht, dass dieser in die Sprache hinengewachsen ist. Er wurde als Kunstbegriff erschaffen und ist dadurch populär geworden.
Vielleicht sehe ich das ein wenig engstirnig, aber für mich impliziert der Begriff “Jugendwort des Jahres” ein Wort oder eine feststehende Wendung, die tatsächlich in der Jugendsprache gewachsen ist. Die Gewinner der letzten Jahre waren übrigens:
– fly sein (2016)
– Smombie (2015)
– Läuft bei dir! (2014)
Ich glaube, rückwirkend betrachtet ist man einen guten Weg eingeschlagen, als man die Entscheidung über das jeweilige Jugendwort des Jahres auch tatsächlich der entsprechenden Zielgruppe überlassen hat. Das Gewinnerwort für 2020 war übrigens “lost”.